Wie geht es weiter mit hochqualifizierten Jobs?

Die Wirtschaftslage mit Vollbeschäftigung ist immer noch sehr gut, doch stehen Veränderungen bevor. Die Kennzahlen sind rückläufig und werden aller Voraussicht nach massive Auswirkungen auf die Arbeitswelt haben. Die Wirtschaftsprognose des letzten Jahres mit 2,8% Wachstum, wurde in zwei Schritten auf aktuelle 0,8% korrigiert und man bekommt den Eindruck, die Weltwirtschaft würde bald zusammenbrechen.  Es gab Zeiten, da waren 0,8% Wachstum ein sehr gutes Ergebnis. Das ist es immer noch, aber schon hört man Klagen der Arbeitgeber-Interessensvertreter und die Medien ziehen mit. Doch der Arbeitsmarkt ist stabil. Es gibt kaum verfügbare Arbeitskräfte und viele Unternehmen suchen nach wie vor händeringend nach Mitarbeitern. In diesem Für und Wider gilt es bei der Suche hochqualifizierter Jobs einige Punkte zu beachten, denn der derzeitige Arbeitsmarkt wird sich durch die weltweite Wirtschaftspolitik und den Technologiewandel stark verändern. Nationalistische Tendenzen, wie der Brexit oder engstirnige Denkweisen, wie Trumpscher Nationalismus mit einseitigen, wirtschaftlichen Abschottungen, führen zu Verunsicherungen. Beispielhaft für Branchen mit starken Veränderungen, betrachten wir den Automobilsektor mit seinen bekannten Problemen, welche durch die Medien bestens kommuniziert sind. Kein Autohersteller gibt realistisch Auskunft über bevorstehende Änderungen; die Kennzahlen lassen aber aufhören. Laut BMW-Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Manfred Schoch hat ein Achtzylindermotor 1.200 Teile, ein Elektromotor nur 17. Damit wird die Komplexität der Arbeitsprozesse und der Arbeitsaufwand geringer und die Anzahl der benötigten Arbeitskräfte sinkt drastisch. Im konventionellen Automobilbau in Deutschland sind lt. VDA ca. 820.000 Menschen beschäftigt, von denen lt. Süddeutscher Zeitung etwa 250.000 und lt. Zeit Online etwa 600.000 gefährdet sind, aber nach neuesten Erkenntnissen bis zum Jahr 2030 insgesamt 145.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden könnten, was aber immer noch einem Minus von 105.000 bis 455.000 Jobs entspricht. Die Dramatik der zu erwartenden Veränderungen kann nur erahnt werden. Ähnlich problematisch ist die Situation bei Batterieherstellern. Diese sind zwar eng mit der Automobilindustrie verbunden, aber ihre Probleme davon unabhängig. Batterien sollten zunächst in Deutschland gebaut werden. Inzwischen  ist man verhaltener geworden, weil bei Herstellern im fernen Osten die Technologie ausgereifter, die Kosten geringer und die Entsorgungsprobleme angeblich gelöst sind. Ein anderer deutscher Hersteller spricht davon, selbst das Herzstück der Autos, die Motoren, zuzukaufen. Wohin die Arbeitsplätze hierfür hinwandern könnten, liegt auf der Hand, denn die Technologie dafür ist seit 150 Jahren bekannt und die Fertigung so ausgereift, dass sie Fertigungsbetrieben kaum Probleme bereiten dürfte. Bei Software-Entwicklern wurde zunächst versucht, den Fachkräftemangel durch ausländische Anwerbungen auszugleichen, danach wurden häufig ganze Abteilungen ins billigere Ausland verlegt, von wo die fertigen Lösungen zurückgeliefert werden. Die eigene Recherche kann eine gute Lösung sein und das Heranziehen nachweislich kompetenter Beurteilungen, um nach den besten Unternehmen Ausschau zu halten. Die Größe eines Unternehmens gibt wenig Sicherheit, da Risiken häufig in Tochterunternehmen ausgelagert sind. Auch ein gutes Image reicht nicht mehr aus. Beispielsweise hat die deutsche Automobilindustrie immer noch ein gutes Image und sie soll führend im Automobilbau sein. Könnte das nicht das gesuchte positive Argument für einen Arbeitgeber sein? Aber worin ist sie eigentlich führend? In der Gewinnmaximierung und im Bau von schweren spritfressenden Groß- und Luxusfahrzeugen? Kamen Innovationen in den letzten Jahren nicht ehrer aus dem Ausland, wie Vans aus Frankreich, Katalysatoren aus Frankreich, moderne Elektroautos aus den USA? Deutsche Hersteller waren diesen Technologien gegenüber  lange verschlossen, bis sie durch den steigenden Konkurrenzdruck auf den bereits rasch fahrenden Zug aufgesprungen sind. Zukunftsorientiertes Verhalten sieht anders aus. Ein solches Verhalten birgt Risiken, überschaubare für die betroffenen Firmen, aber dramatische für zigtausend Arbeitnehmer. Wie schon Michail Gorbatschow gesagt haben soll, bestraft das Leben diejenigen, die zu spät kommen. Es ist zu erwarten, dass sich der bevorstehende Umbruch, mangelnder Innovationswille und die aktuellen Wirtschaftsrestriktionen negativ auf den Arbeitsmarkt auswirken werden. In unserer Zeit mit schnellen Veränderungen werden sich damit auch die Jobs schnell verändern. Manche Branchen sind davon mehr, andere weniger betroffen. Für eine langfristige Planung sollte ein innovationsorientierter und zukunftssicherer Arbeitsplatz angestrebt werden. Weiters sollte darauf geachtet werden, dass der Umgang am Arbeitsplatz und die Kommunikation nach transparenten und ethischen Werten gelebt werden. Dafür kommen Branchen in Frage, bei denen es wirtschaftlich gut läuft oder Unternehmen, die Produkte für unterschiedliche Branchen herstellen, womit eine wirtschaftliche Streuung erreicht wird. Branchen, bei denen große Veränderungen anstehen und sich Negativ-Schlagzeilen häufen, sollten besonders kritisch betrachtet werden. Das gilt auch für Arbeitsplätze, die durch KI-Technologien jetzt oder in Zukunft ersetzt werden können.

Albert Lackner ist Manage­ment Consul­tant und Personal­berater und besitzt mehrere Jahr­zehnte Erfahrung in der IT-Industrie. Seit 1986 ist er in leitenden Funk­tionen und machte sich mit der Grün­dung von Concilium im Jahr 1997 als Unter­nehmens- und Personal­berater selbst­ständig.

Verfasst von Albert Lackner am 12.07.2019
Bildquellen: skeeze (Pixabay)

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