Bewerben auf großen Unternehmensjobportalen – Nicht mehr zeitgemäß?

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Mit dem Erfolg des Internets sind schon sehr früh Bewerbungsportale meist großer Unternehmen zur Gewinnung neuer Mitarbeiter entstanden. Inzwischen kennt jeder Bewerber diese Möglichkeit der Jobsuche. Sie wird aber immer weniger genutzt. Dafür gibt es zahlreiche Gründe. Viele deutsche Unternehmen leiden seit geraumer Zeit unter erheblichem Bewerbermangel. Der Arbeitsmarkt hat sich zu einem Arbeitnehmermarkt verändert. Nicht mehr die Unternehmen haben die Auswahl, sondern die Bewerber suchen sich den richtigen Job aus. Ein Umdenken der Unternehmen ist erforderlich, um ihre Bewerbungsportale diesen Veränderungen anzupassen. Doch das Umdenken erfolgt nur langsam. Mit dem Markt hat sich auch das Verhalten der Bewerber geändert. Sie suchen ganz entspannt, in Ruhe, ohne Zeitdruck und mit möglichst wenig Aufwand, nach einer neuen Arbeitsstelle. Möglicherweise hat Ihre gestiegene Wahrnehmung und Wertschätzung im Markt zu mehr Selbstbewusstsein und diesem Verhalten geführt. Da wir selbst in diesem Umfeld tätig sind, haben wir aufgrund von Beobachtungen und Gesprächen zahlreiche Mankos identifiziert und zusammenstellt, die unzureichende Ergebnisse verursachen können. Bedauerlicherweise kann jedes dieser Mankos ein Killer-Kriterium für den Bewerbungsvorgang sein.
  • Diese Trends und Veränderungen sind auch den Bewerbern nicht verborgen geblieben. Bewerber sind heute sicher, rasch einen Job zu finden, es muss nur noch der richtige sein. Wie also vorgehen? Bewerbungen in mächtigen und datenhungrigen Unternehmensjobportalen erfordern einen hohen Aufwand, warum sollte man sich diesen antun? Es reicht doch seine Veränderungswilligkeit in sozialen Medien, Jobportalen oder seinem Personalberater kund zu tun und schon kommen die Anfragen und Angebote.
  • Der Zweck von Unternehmensjobportalen ist über Jahrzehnte gleich geblieben. Unternehmen machen nur ihre Jobs bekannt. Das ist in der heutigen Zeit nicht ausreichend. Bewerber werden nicht angesprochen und es wird nicht gezielt Interesse geweckt.
  • Diese Portale wurden gut besucht und sind immer wichtiger geworden. Zugleich sollte der eigene Aufwand der Unternehmen minimiert werden. Es sind mächtige und unüberschaubare Tabellenwerke entstanden, in die Bewerber selbst Daten einzugeben haben und die einen hohen Zeitaufwand erfordern.
  • Solche Portale haben an Image eingebüßt. Jahrelange Erfahrungen haben gezeigt, dass Bewerber an der ersten Seite des Bewerbungsportals mit hoher Motivation beginnen die vielen Fragen zu beantworten. Die Motivation sinkt mit zunehmender Seitenzahl und geht spätestens nach aufwändigen zehn oder noch mehr Seiten gegen Null. Häufig kommen am Ende heikle oder zu detaillierte Fragen, die man nicht beantworten möchte, ohne die aber die Bewerbung nicht beendet werden kann und es kommt zum Abbruch.
  • In Bewerbungen wird die Preisgabe vieler persönlicher Details erwartet. Aber wer möchte sein Innerstes unpersönlichen Computer-Anwendungen anvertrauen. Es ist deshalb unverständlich, warum meist kein persönlicher Ansprechpartner genannt wird.
  • Häufig sind als Kontakt anonyme E-Mail-Adressen, wie info@beispielfirma.de oder Bewerbungen@beispielfirma.de, aufgeführt. Sie sind nicht geeignet, Vertrauen zu schaffen. Hier wird gezeigt, dass alle Bewerbungen in einen gemeinsamen Topf kommen.
  • Fehlende rechtliche Hinweise und zeitliche Angaben, zur Löschung eingereichter Unterlagen, werfen Fragen auf.
  • Typischerweise erhalten Bewerber nach der eingereichten Bewerbung keine Rückmeldung. Angaben zur weiteren Vorgehensweise fehlen.
  • Die Wertschätzung, die Unternehmen ihren Bewerbern entgegenbringen, ist daran zu erkennen, dass uninteressante Bewerber – und das ist die überwiegende Anzahl – keine Antwort auf ihre Bewerbung erhalten. Es erfolgt keine Eingangsbestätigung, keine Absage und auch keine kleine Motivation, es doch eventuell zu einem späteren Zeitpunkt nochmal zu versuchen. Es erfolgt einfach nichts. Im Grunde handelt es sich hierbei um die Erfahrung die jeder Bewerber mit solchen Unternehmensjobportalen bereits gemacht hat: Bewerben und rasch wieder vergessen.
Das klingt dramatisch – ist es auch. Würden Sie sich unter diesen Voraussetzungen bewerben? Bedenkt man, dass eine einzige Bewerbung nicht ausreicht, sondern bis zu 20 erforderlich sind, bedeutet das 20-mal den gleichen Leidensweg und 20-mal wenig Hoffnung, fehlenden menschlichen Komponenten und fehlende Wertschätzung. Geht ein solches Unternehmen mit seinen Kunden auch so um – oder nur mit seinen Bewerbern? Zum Glück sind bereits positive Änderungen zu sehen. Aber die Veränderungen müssen gravierend sein und der Arbeitsweise und den Ansprüchen junger Leute genügen. Der Trend geht weg von den beschriebenen Unternehmensjobportalen. Schlanke Karriere-Seiten mit übersichtlichen Joblisten sind angesagt. Nach Bedarf können zugehörige Einzelheiten geöffnet werden, in denen nicht nur Details zum Job, sondern auch in Kurzform Informationen zum Unternehmen und Vorteilen für Bewerber, aufgeführt sind. Die Bewerbung erfolgt dann mit individuellen Unterlagen, an eine aufgeführte persönliche E-Mail-Adresse eines genannten Ansprechpartners, dessen Telefonnummer häufig auch noch aufgeführt ist. Haben Sie auch ähnliche oder andere Erfahrungen gemacht? Wir freuen uns über Ihren Kommentar!

Albert Lackner ist Manage­ment Consul­tant und Personal­berater und besitzt mehrere Jahr­zehnte Erfahrung in der IT-Industrie. Seit 1986 ist er in leitenden Funk­tionen und machte sich mit der Grün­dung von Concilium im Jahr 1997 als Unter­nehmens- und Personal­berater selbst­ständig.

Verfasst von Albert Lackner am 09.01.2018
Bildquellen: Hans (Pixabay)

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